Birding am Okavango- und Sambesi-Fluss
Eine Safari zum Okavango-Delta in Botswana und zum mächtigen Sambesi-Fluss ist ein teures Unterfangen, aber der Traum eines jedes Vogel-Enthusiasten.
Ausrüstung: Roberts-Bird App auf dem Handy, die aktuelle Neuauflage des „Reisen in Botswana“ Reiseführers aus dem Hupe Verlag, ein Steiner Sky Hawk Pro 10 x 32 Fernglas sowie eine Canon EOS 60 D mit einem Sigma DG 50-500 mm Objektiv habe ich für meine Reise im Gepäck.
Beste Reisezeit: Mai bis Oktober. Die Hitze nimmt in den Trockenmonaten von Mai, wo es in den Morgenstunden noch sehr empfindlich kalt ist, bis zum Oktober, der mit Temperaturen von >40°C als Horror-Monat bezeichnet wird, stetig zu.
Der folgende Bericht ist eine Zusammnfassung der wichtigsten ornithologischen Sichtungen je einer 14-tägigen Reise im Mai und im September 2018, die von mir als Studienreiseleiter für Studiosus Reisen München geführt wurden. Die Kolonie der Scherenschnäbel wurde im Mai und die Kolonie der Karminspinte auf der September Reise besucht.
Safari-Hauptstadt Maun – Die Stadt der Kurzen Gräser
Ausgangspunkt jeder Reise ins Okavango-Delta ist die Streusiedlung Maun am Thamalakane-Fluss, der die südliche Grenze des Deltas darstellt. Südlich davon beginn die Kalahari-Wüste. Dichter Mopane-Wald, sandiger Untergrund und hin und wieder eine Doumpalme/Makalani (Hyphaene petersiana) bestimmen das Landschaftsbild. Die erste Sichtung dürfte im Regelfall ein Rotschnabel-Toko (Tackus rufirostris) sein, der umgangssprachlich wegen seines auffälligem Schnabels auch Flying-Chili-Pepper genannt wird. Auf der kurz gehaltenen Rasenfläche der Lodge am Thamalakane-Fluss etwas außerhalb von Maun schon auf der Strecke zum Moremi Wildtier-Reservat tummeln sich lautstark orange-äugige Braundosslinge (Turdoides jardineii) und rot-äugige Hartlaub-Drosslinge (Turdoides hartlaubii) neben einigen Kap-Turteltauben (Streptopelia capicola). Am Ufer des Flusses im Licht der über der Kalahari untergehenden Sonne entdecke ich die ersten Rotschulter-Glanzstare (Lamprotornis nitens), die uns während der nächsten 14 Tage ein stetiger Wegbeleiter bleiben werden. Ein Abdmin-Storch (Ciconia abdimii), ein Brauner Sichler (Plegadis falcinellus), eine Witwenstelze (Motacilla aguimp) sowie Kronen- und Waffenkiebitze (Vanellus coronatus und V. armatus) und diverse Elsterwürger (Urolestes melanoleucus ) runden das Bild ab. Auf dem Weg zum Abendessen höre ich noch den Ruf (“doctor-quick doctor-quick be-quick be-quick”) eines Graubülbül (Pycnonotus barbatus) und erspähe einen Graulärmvogel (Corythaixoides concolor) mit seinem unverkennbaren Kamm, der wegen seines typischen Rufs auch „Go-away-Bird“ genannt wird.
Auf sandiger Piste durchs Moremei-Wildtier-Reservat
Auf dem Weg im offenen Geländewagen durch das Moremi Wildtier-Reservat zu unserem Zeltcamp am Khwai-Fluss kreisen zahlreiche Greifvögel über uns. Neben einem Gaukler (Terathopius ecaudatus), einem Schwarzbrust-Schlangenadler (Circaetus pectoralis), einem Raubadler (Aquila rapax) erspähen wir auch auf hoher Warte den Wappenvogel Namibias, den mächtigen Schreiseeadler (Haliaeetus vocifer). Seine unverkennbaren Revierrufe werden auch als die „Stimme Afrikas“ bezeichnet. Ein paar Warzenschweine und Zwergmangusten kreuzten unseren Weg gefolgt von ein paar Frankoline aus der Familie der Fasanenartigen und einer Schaar Helmperlhühnern (Numida meleagris) mit Jungtieren. Ein Afrikanischer Strauß (Struthio camelus) geleitet seine drei Jungtiere genau vor uns sicher über die Piste. Wenig später zieht ein Schwarm Büffelweber (Bubalornis niger) an uns vorbei und auf einem abgestorbenen Ast sitzt eine wunderschön bunt gefärbte Gabelracke (Coracias caudatus). Ein paar Flusspferde kühlen sich träge im Wasser eines der Seitenarme des Deltas, die im Nichts verlaufen, umgeben von ein paar Sporngänsen (Plectropterus gambensis), einigen Nil-Gänsen (Alopochen aegyptiaca), einem Blaustirn-Blatthühnchen (Actophilornis africanus) und einem nicht ganz politisch korrekt benanntem Mohrenklaffschnabel-Storch (Anastomus lamelligerus), der eine Schnecke im geschwungen Schnabel hält. Ein zu den Eisvögeln zählender Graufischer (Ceryle rudis) schnappt sich nach kurzem Rüttelflug im Sturzflug seine Beute. Kurz vor dem Camp sichten wir noch einen Weißscheitel-Würger (Eurocephalus anguitimens), unseren ersten farbenfrohen Zwergspint (Merops pusillus) aus der Familie der Bienenfresser und einen trickbetrügerisch vom Kleptoparasitismus schwarz in schwarz lebenden Trauerdrongo (Dicrurus adsimilis).
Weitere ornithologische Höhepunkte im Deltabereich des Okavango sind in den folgenden Tagen: Die Sichtung eine Goldbugpapagei (Poicephalus meyeri), sowie unzähliger Schwärme der Stieglitz-großen Blutschnabelweber (Quelea quelea), die wahrscheinlich die häufigste wildlebende Vogelart der Welt sind. Kurios ist auch das kurze Zusammentreffen mit einem anscheinend sehr wechselhaft an uns interessiertem Perl-Sperlingskauz (Glaucidium perlatum), der sehr zu unserer Freude im ständigen Wechseln seine Vorderkopf- und sein Occipitalgesicht im Nacken zeigt. Zahlreiche Rot- und Gelbschnabel-Madenhacker (Buphagus erythrorhynchus & B. africanus) haben sich sehr fotogen zur Putzsymbiose auf Büffelrücken und Giraffenhälsen in Szene gesetzt und ein riesiger etwa 150 cm großer Goliath-Reiher (Ardea goliath) und einige Kronenkraniche (Balearica regulorum) posieren perfekt im abendlichen Gegenlicht.
Per Boot auf Vogelpirsch im Pfannenstiel des Okavango
Unsere Tage am Pfannenstiel des Okavango südlich von Shakawe entwickeln sich durch die zahlreichen Bootsfahrten, die wir unternehmen zum ornithologischen Höhepunkt unserer Reise. Schon beim Check-in in die Lodge begrüßt mich ein knallig gelber Maskenweber (Ploceus velatus), und ein wunderschöner Malachit-Eisvogel/Haubenzwergfischer (Corythornis cristatus) beäugt kritisch den Pool der Lodge. Ein Pärchen Maidschwalben (Hirundo abyssinica) haben unter der Decke der Bar der Lodge ihr Nest gebaut und umkreisen mich auf der Suche nach Nahrung für ihre hungrige Brut, während ich ein eigekühltes Savanna-Dry trinke. Eine Kolonie von Zwergspinten (Merops pusillus) hat ihre Bruthöhlenkolonie genau im sandigen Steilufer neben dem Bootsanleger eingerichtet.
Auf dem im Pfannenstiel sehr schmalen und schnell strömenden, sowie an den Ufern dicht bewachsenen Okavango treffen wir ein paar Nilkrokodile und schrecken eine paar seltene Sitatunga-Antilopen auf. Ein Afrikanischer Schlangenhalsvogel (Anhinga rufa) hat seine Flügel zum Trocknen auf einem abgestorbenen Ast ausgebreitet, der sich in der Mitte des Stroms befindet. Wunderschöne schwarz-weiße Graufischer (Ceryle rudis) mit ihrem struppig aufgestelltem Schopf gehen ihrer Jagd nach, stimmfreudige Waffenkiebitze (Vanellus armatus) stoßen immer wieder am Ufer ihre Warnrufe aus, und ein Mangrovenreiher (Butorides striata) wartet stoisch auf Beute. Ein Riedscharbe (Microcarbo africanus) aus der Familie der Kormorane verlässt schnell das Ufer, als ein Nilwaran (Varanus niloticus) auftaucht. Eine Grünmeerkatze (Chlorocebus pygerythrus) und eine Gabelracke (Coracias caudatus) teilen sich einen abgestorbenen Baum als Ausguck. Ein Gleitaar (Elanus caeruleus), ein Schopfadler (Lophaetus occipitalis) mit seiner auffälligen Federhaube und ein Hammerkopf (Scopus umbretta) fliegen in luftiger Höhe, und aus der Ferne erschallt der Ruf eines Schreiseeadlers (Haliaeetus vocifer), der sein Nest im höchsten Bam gebaut hat. Ein Riesenfischer-Weibchen (Megaceryle maxima) lässt sich mit einem Fisch im Schnabel auf einem wunderschön blühenden Leberwurstbaum nieder. Ein Wasser-Triel (Burhinus vermiculatus) stolziert mit großen Augen über eine Sandbank, gefolgt von einer Kapstelze (Motacilla capensis). Im Schilf versteckt entdecken wir einen Angola-Mönchskuckuck (Centropus cupreicaudus) und einen Weißrückenreiher (Nycticorax leuconotus). Wir hören wieder den typischen Ruf des Turako (Corythaixoides concolor). Ein Afrikanisches Schwarzkehlchen (Saxicola torquata) und ein Weißstirnspint (Merops bullockoides) weisen uns den Weg zurück zur Lodge.
Karminspinte und Scherenschnäbel am Sambesi-Fluss
Nach einem kurzen Zwischenstopp an den Popafällen verlassen wir Botswana und den Okavango, durchfahren den namibischen Caprivi-Streifen und gelangen zu einer Lodge südlich der Siedlung Katima Mulilo, direkt in den Marsch-Feuchtgebieten des Sambesi-Flusses gelegen. Auch hier stehen wieder diverse Bootsfahrten auf dem Programm.
Sind uns im Pfannenstiel schon diverse Reiher-Arten begegnet, so häufen sie sich hier, des Fischreichtums des Sambesi wegen: Rallenreiher (Ardeola ralloides), Glockenreiher (Egretta ardesiaca), Seidenreiher (Egretta garzetta), Schmuckreiher (Egretta thula), Graureiher (Ardea cinerea) und Kuhreiher (Bubulcus ibis) kommen in großen Zahlen vor.
Höhepunkt ist der Ausflug zu einer riesigen Sandbank, die von hunderten von Braunmantel-Scherenschnäbeln als Brutgebiet genutzt wird. Knöcheltief im Treibsand stehend, umspült vom Wasser des Sambesi, umschwirrt von hunderten von African Skimmers, eine Savanna Dry in der Hand und die Sonne am Horizont als glühender Feuerball untergehen sehen, bietet ein unbeschreibliches Erlebnis.
Ein weitere Höhepunkt ist der Besuch einer riesigen Brutkolonie von Karminspinten (Merops nubicus), die im englischen Carmine-Bee-Eaters genannt werden, an einer Abbruchkante des Sambesi-Flusses. Nicht wie erwartet, vertikal in der Steilwand, sondern horizontal auf dem gut vor dem Hochwasser des Flusses geschützten Hochplateau des Steilufers haben die farbenfrohen Karminspinte auf engstem Raum ihre Bruthöhlen gegraben. Während der Trockenzeit sind die adulten Tiere ununterbrochen damit beschäftigt, Insekten für die Jungtiere zu jagen und die Höhleneingange frei zu halten. Es ist ein nglaubliches Kommen und Gehen und überall wird fleißig gegraben. Zu Beginn der Regenzeit verlassen die Karminspinte das Ufer des Sambesi und fliegen zurück nach Norden ins tropische Afrika.
In den Feuchtgebieten des Sambesi treffen wir aber auch auf den leuchtend blauen Senegalliest (Halcyon senegalensis) und Braunkopfliest (Halcyon albiventris), die sich beide auf Ästen des riesigen Afrikanischen Ebenholzbaumes (Mutoya) niederlassen, der die Terrasse der Zeltlodge überspannt. Die den Ibissen ähnlich sehenden Nimmersatt-Störche (Mycteria ibis) tun sich ebenfalls am Fischreichtum des Sambesi gütlich. Witwenenten (Dendrocygna viduata) und drei Kiebitz-Arten (Waffen-, Langzehen, -Senegalkiebitz) lassen sich ebenfalls blicken, so wie auch einige Schwarzflügel-Brachschwalben (Glareola nordmanni). Während wir tagsüber unsere Mahlzeiten auf der Terrasse gegen Grünmeerkatzen (Chlorocebus pygerythrus) verteidigen müssen, lässt sich eines nachts eine Südliche Großflecken-Ginsterkatze (Genetta tigrina) blicken. Bei einem Spaziergang am Nachmittag über das Gelände des Camps entdecke ich in den Baumwipfeln zwei der ausgesprochen seltenen Schalow’s Turacos (Tauraco schalowi).
Vom Chobe-Fluss zu den Victoria-Wasserfällen
Auf dem Weg zurück nach Botswana treffen wir am Wegesrand auf zwei Kaffernhornraben (Bucorvus cafer) und stoppen kurz beim Muchenje Affenbrotbaum, der von einer Kolonie Büffelweber (Bubalornis niger) bewohnt wird. Danach geht es auf Safari im Chobe Nationalpark und per Boot auf dem Sambesi entlang der Chobe Uferfront. Neben Altbekannten treffen wir hier auf einen Angola-Schmetterlingsfink (Uraeginthus angolensis), eine Weißbrauenrötel (Cossypha heuglini) und einen Weißrückengeier (Gyps africanus). An Land stellt die Begegnung mit einer Riesen-/Koritrappe (Ardeotis kori ) mein Highlight dar.
Trotz intensiver Suche bleibt mir schließlich bei den Victoria Falls in Simbabwe leider die Sichtung eines nach dem Bruder des berühmten schottischen Forschungsreisenden David Livingston benannte Livingston-/ Langschopf-Turako (Tauraco livingstonii) verwehrt.